Univ. Lektor Dipl. chem. Hanswerner Mackwitz

Modernes, ökologisch bewußtes Stoffstrom-Management betont deshalb die Verantwortung des Unternehmers nicht nur für sein Produkt selbst, sondern für alle Stationen der Produktlinie,






auch jenseits der eigenen Werkstore.

Die seriöse Ökobilanz ist ein integratives Konzept, sie begleitet den Gegenstand tatsächlich äon der Wiege zur Bahre“ (cradle to grave). Zur Gewährleistung eines gebrauchsicheren und schadstoffarmen Produktes kommt die Gewährleistung einer insgesamt umwelt- und gesundheitsverträglichen Produktlinie hinzu. Selbst die Frage, inwieweit die stofflichen Endpunkte der Produktlinie mit den stofflichen Anfangspunkten verbunden sind (Stoffkreislauf) oder im ungewissen enden (Persistenz, Deponiebelastung), muss vom Hersteller eines ökologisch verträglichen Produktes Heute beachtet und in die Planung der Produktlinie einbezogen werden.

Bei den natürlichen Synthesevorgängen in Pflanze und Tier sind z.B. Entsorgungs-Probleme unbekannt. im Verlauf der Evolution haben sich hier Strukturbildungsprinzipien entwickelt, die unter Verzicht auf Effizienzmaximierung hinsichtlich der Ausnutzung der aufgefangenen Sonnenenergie durch intensive Verkettung und Vernetzung zahlreicher Stoffkreisläufe (z.B. Zitronensäurezyklus) das Auftreten hoher Überschussenergien und damit unerwünschter, umweltproblematischer Nebenprodukte vermeiden.

Umgangssprachlich könnte man Nachwachsende Rohstoffe als die äBergwerke der Zukunft“ und ihren Veredelungsprozess die äSanfte Chemie“ als äerfolgversprechende Goldmacherkunst des 21. Jahrhunderts“ bezeichnen. Ein sanft-chemischer Umgang mit Stoffen und Produkten nimmt Abschied von Verhaltensmustern, die häufig auf Gedankenlosigkeit und Desinteresse an der bestehenden Rohstoffbasis und den daraus resultierenden Umwandlungsformen beruhten.

Eine neue Behutsamkeit, ein aufmerksames Durchforsten der uns umgebenden stofflichen Vielfalt, führt zu der positiven Erkenntnis, dass die verstärkte Nutzung nachwachsender Rohstoffe zur Herstellung von Produkten des täglichen Gebrauchs nachhaltige und zukunftsfähige Optionen – auch für die Zwecke des Bauens und Wohnens – eröffnet.

Für eine zukunftsfähige Wirtschaft muss es uns gelingen, innovative Verfahren, neue Produkt- und Nutzungskonzepte zu beschreiben, die eine Fortentwicklung der Menschheit auch nach dem vorhersehbaren Erschöpfen der fossilen Rohstoffvorräte ermöglichen. Ein solche Schritt in Richtung einer äNeugestaltung der Stoffwirtschaft“ ist sicherlich nicht frei von Risiken und Zielkonflikten. Sanfte Chemie und das Konzept der nachwachsenden Rohstoffe – vor allem für die erste, zweite und dritte Haut des Menschen – sind daher in ihren Grundzügen ein permanenter Entwicklungsprozess, der von gesellschaftspolitischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlich-technischen und nicht zuletzt von kulturellen Randbedingen gefördert bzw gebremst wird.

Bei der Suche nach Alternativen für die äPost Petroleum Ära“ (dies betriff bereits die Generation unserer Kinder!) sollten deshalb Strategien zur Stoffbildung genutzt werden, die ihre Leistungsfähigkeit, Umweltverträglichkeit und Zukunftssicherheit bereits in den zurückliegenden Hunderten Mio Jahren unter Beweis gestellt haben. Die Synthesemethoden der Natur sind ideal an die Bedingungen eines endlichen Globus angepasst. Nur mit Rohstoffen aus erneuerbaren Quellen ist mittel- und langfristig der globale Bedarf an organischen Ressourcen zu befriedigen. Besonders im dezentralen Anbau moderner Industriepflanzen nach kontrolliert biologische Anbauverfahren kommen die Vorteile einer solchen Nutzung von Biomasse für nichtenergetische Zwecke zum Zuge. Man denke nur an die bisher unausgeschöpfte Vielfalt des Einsatzes von natürlichen Faservliesen (flachs, Hanf, Hibiskus, Nessel, Schafwolle) für Zwecke der Wärmedämmung.

Hohe Qualitätsansprüche an Werk- und Inhaltsstoffe und Verarbeitung, eine zeitlose Gestaltung, die Klassiker auszuzeichnen pflegt, eine gewisse Reduktion auf das Notwendige, dazu Gebrauchs und Reparaturfreundlichkeit und somit Summa Summarum ein intelligentes, langlebiges Produkt – so könnte eine Definition für das "Öko-Design“ lauten. Solche Produkte haben das Potential, uns ans Herz zu wachsen und eine Wertschätzung zu genießen, die nur ein langer und erfreulicher Gebrauch erzielen kann.

Das Tun bestimmt das Wesen der Dinge. Alle Gegenstände, mit denen sich Menschen umgeben, sind imprägniert mit ihren Entstehungsbedingungen. Was in sie hineingeschrieben wurde an Qual oder Leidenschaft, an Zwang oder Schöpfergeist, an offener oder versteckter Zwecksetzung, wirkt als Aufforderung für künftige Anwender wieder aus ihnen heraus:

Massenartikel erlauben keine individuelle Nutzung, flüchtig Hergestelltem ist keine Dauerhaftigkeit und kein Respekt beschieden, gewaltsam Abgezwungenes ermöglicht keinen freuen Gebrauch. Was verschwenderisch und rücksichtslos hergestellt wurde, gebiert neue Verschwendungssucht und Rücksichtslosigkeit. Es prägt den Charakter eines Gegenstandes, ob er in einem lustvollen Schaffensakt in die Welt gesetzt wurde, ob die Vorstellung des Hegens und Bewahrens, der behutsamen Entnahme dabei Pate stand der ob das Material und die zu seiner Herstellung erforderliche Energie durch Raubbau an der Natur gewonnen wurden.

Wenn dieses Buch dazu beiträgt, dass die neuen Leitbilder einer ökologisch-sozialen Gebrauchskultur von den Lesern als Handlungsanleitung für ihren Alltag beherzigt werden, dann sind wir schon ein Stückchen weiter auf dem richtigen Weg zur Nachhaltigkeit. Denn wird sich auch unser Qualitätsverständnis wandeln: von der Hektik des um jeden Preis ämodern sein Müssens“ hin zur Flexibilität, Zuverlässigkeit und Patinafähigkeit. Dringend erforderlich wäre eine breitgefächerte Umorientierung, ein neues Verständnis unseres Umgangs mit Stoffen und Produkten, der ökologische Aspekte nicht nur am Rande berücksichtigt, sondern als integralen Bestandteil einer lebendigen Bau- und Wohnkultur begreift. Erst dann können wir zurecht behaupten, dass der Begriff "Ökologisches Bauen“ überholt sei und wir uns anderen Prioritäten widmen können.

Biographisches

Univ. Lektor Dpl. Chem. Hanswerner Mackwitz lebt und arbeitet in Wien als Filmemacher, Wissenschaftspublizist und Unternehmensberater. Universitätslektor an der TU und WU Wien und an der Hochschule für angewandte Kunst. Geschäftsführer CONCERNED PEOPLE GmbH (Rat und Tat für ökologische Visionen und Projekte) und ALCHEMIA-NAWARO Fachagentur) für Nachwachsende Rohstoffe (gemeinsam mit Christian Hiel). Leiter des Forschungsprojektes Sanfte Chemie im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung und Mitglied im Arbeitskreis Sanfte Chemie sowie Pressesprecher von ÖKOFOUM ÖSTERREICH.


  Univ. Lektor Dipl. chem. Hanswerner Mackwitz


Den Traum vom Haus im Grünen träumen viele von uns. Doch langsam wird es eng mit dem Grün am Stadtrand, wo die meisten Häuselbauer ihr Glück finden wollen.

Univ. Lektor Dipl. chem. Hanswerner Mackwitz
Verantwortlich dafür sind häufig diverse Wohngifte.


Vorwort der Autoren
Das Wissen über geeignete Materialien und über deren ökologisch richtigen Einsatz ist Grundvoraussetzung für biologisches Bauen und damit angewandter Umweltschutz.


Vorwort der Autoren
Mehr als 215 biologische Baustoffe stehen zur Wahl für Bauten, in denen Menschen wohnen sollen. Dieses Angebot ermöglicht eine kompromisslos ökologisch


Wie kam es zu diesem Buch?
Durch unsere langjährige Tätigkeit im Institut für Baubiologie und –ökologie (seit 1983), bei welcher wir mit den vielen Fragen nach der biologischen Wertigkeit




Kontext Beschreibung:  ISBN 3-7776-0696-2 Baubiologisch natürlich Bauen